Das Europäische Festival der geistlichen Musik Šumava–Bayerischer Waldist ein Treffen von Chören, Instrumentalensembles und Freunden des Chorgesangs, die nicht nur aus der Tschechischen Republik und aus Deutschland, sondern auch aus anderen europäischen Ländern kommen. Das Festival wurde 1997 von Laetitia, dem Verein für Vokal– und Kammermusik, gegründet. Seit 2008 liegt die Organisation des Festivals beim Kollegium für geistliche Musik Klatovy in Zusammenarbeit mit der Vereinigung tschechischer Chöre (Unie českých pěveckých sborů).
Hauptziel des Festivals ist das Bestreben, sowohl das mitteleuropäische Kulturerbe zu retten, das auf den christlichen Fundamenten beruht, als auch die einzelnen Kirchengebäude der tschechisch–bayerischen Grenzenregion mit dem über die Grenzen reichenden Treffen der europäischen Nationen zu beleben und zu deren gemeinsamen Dialog nicht nur im Bereich der geistlichen Musik beizutragen. Damit will man auch die kulturelle Atraktivität dieser mitteleuropäischen Region stärken.
Dieses nichtkommerzielle Festival findet alljährlich im Mai und Juni vorwiegend in der Region Šumava–Bayerischer Wald – auf beiden Seiten der Grenze – statt. Die Reihe der Festivalorte wurde in den letzten Jahren neben der ursprünglichen (Pilsner) Region auch in die Region um Karlsbad und nach Prag ausgedehnt. Sowohl die Pilsner als auch die Karlsbader Region stellen für die Realisierung dieses internationalen Projekts europäischer Bedeutung, an dem Sänger und Musiker aus der Tschechischen Republik, aus Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn und anderen europäischen Landern mitwirken, eine höchst geignete Lokalität dar.
Das musikalische Programm des Festivals umfasst sowohl tschechische als auch europäischen geistliche Kompositionen und in den Festivalskonzerten sind nicht nur rein liturgische Werke, sondern auch mehr für konzertante Aufführungen angepasste Kompositionen zu hören. Den Höhepunkt des Festivals bildet ein gemeinsames Konzert, an dem die Festivalchöre unter Mitwirkung eines professionellen Orchesters eine oder mehrere Kompositionen gemeinsam aufführen. Es wirken dabei ca. 150 Sänger und Musiker mit.
In diesem Jahr findet das Festival schon im XX. Jubiläumsjahrgang vom 21. Mai bis 11. Juni 2016 statt. Dieser Jahrgang orientiert sich auf das Erinnern des 20. Jubiläums des Festivals, das zu einer bedeutenden Kulturveranstaltung des bayerisch–tschechischen Grenzgebiets wurde, die die einheimischen Musikkörper und Publikum verbindet und ihnen die Folgen der komplizierten Entwicklung der beidenseitigen Beziehungen im 20. Jahrhundert überwinden hilft.
Das Eröffnungskonzert des Festivals findet 21. Mai 2016 schon traditionell in Niederbayern – in Osterhofener Asambasilika – statt. Es treten Pilsener Mädchenchor, Pilsener akademischer Chor, Kammerorchester Consortium musicum und Kollegium für geistliche Musik auf.
Einer der Festivalshöhepunkte wird ohne Zweifel ein Auftritt des Kammerensembles Musica con GRAZia aus österreichischem Graz im Rahmen des Festivals vom 3.–5. Juni 2016. Das gute Renommee des Festivals bestätigen auch wiederholte Teilnahmen der Spitzenchöre vom Weltruf (Kinderchor Jitříčko aus Hradec Králové) oder der Chöre von sehr guten Qualität aus dem Grenzgebiet (Česká píseň aus Pilsen).
Das Höhepunkt des Festivals bedeuten die zwei letzten Konzerte in Pilsen und Klatovy. Pilsener Konzert am 8. Juni 2016 in Kathedrale St. Bartholomäus wird der Aufführung von Kompositionen Jakub Jan Rybas gewidmet, die Komponist für diese Kirche geschrieben hatte. Zugleich wird Rybas Doppeljubiläum erinnert, das 2015 gefeiert wurde. Klattauer Abschlusskonzert am 11. Juni 2016 zum Feier des 20. Festivaljubiläums heisst „Te Deum“. Es knüpft an das gleichnamige Festivalkonzert an, das vor fünf Jahren zum 15. Jubiläum stattgefunden hat. In erneuter Aufführung klingt jetzt Te Deum in D von Johann Nepomuk Augustin Vitásek (1770–1839), das zur letzten Prager Königkrönung 1836 komponiert wurde. Festival erinnert somit auch das 180. Jubiläum dieses Ereignisses.